Bis du stirbst by Robotham Michael

Bis du stirbst by Robotham Michael

Autor:Robotham, Michael [Robotham, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-09-19T00:00:00+00:00


27

Commander Bob Piper überblickt die leeren Straßen und die verlassenen Läden und Büros. Der nähere Umkreis ist gesichert, und alle Zivilisten sind evakuiert. Das ist wie aus dem Lehrbuch. Zwei Absperrungen. Konzentrische Kreise. Die Einzigen, die durch den äußeren Ring dürfen, sind Polizei und Rettungsdienst. Der innere Ring ist der Antiterror-Einheit und dem Bomb-Squad vorbehalten. Die einzigen Zivilisten innerhalb der Absperrung sind jetzt die Geiseln und der Geiselnehmer.

Piper hasst Geiselnahmen. Früher war das einfach. Man gab dem Kerl ein paar Stunden zum Abkühlen (oder zum Ausnüchtern) und warnte dann zum letzten Mal. Wenn er dann nicht aufgab, ging man rein. Türen aufbrechen, Tränengas schießen. Die Bösen erschießen. Die Ordnung wiederherstellen.

Aber seit dem Jean-de-Menezes-Debakel in Stockwell läuft das nicht mehr. Zwei bewaffnete Beamten schossen damals sieben Kugeln in den Kopf eines brasilianischen Elektrikers, den sie für einen Selbstmordattentäter hielten. Wer konnte denn ahnen, dass die Öffentlichkeit das so schlecht aufnehmen würde? Es zeigte sich, dass Schießen mit Tötungsabsicht nur dann annehmbar ist, wenn man den richtigen Verdächtigen abknallt.

Es gab öffentliche Ermittlungen, interne Prüfungen, eine gerichtliche Untersuchung und Rufe nach dem Kopf des Polizeipräsidenten auf einer Lanze. De Menezes wurde zum Aushängeschild für Bürgerrechtsmeckerer und mitfühlende Seelen, die die Vollzugsbehörden nur allzu gern als totalitäre Sturmtruppen abstempeln.

Nach dem Antiterrorkampf und dem Krieg gegen die Drogen sollte es jetzt einen Krieg gegen Querulanten geben, denkt Piper, gegen die Marxisten, die Jammerlappen und die Grünen.

Letztes Jahr dauerte eine Geiselnahme in London sechs Tage lang. Alle lobten die Polizei für ihre Geduld und Toleranz – außer den Anwohnern, die weder in ihren eigenen Betten schlafen noch sich umziehen konnten.

Das hier darf keine sechs Tage dauern. Morgen früh wird eine Million Leute Züge oder Busse in die Londoner City nehmen. Was dann? Chaos.

Piper sieht zu einem Bildschirm hinüber. Die Front des Red Emperors ist mit Licht geflutet, das die Gold- und Silberbuchstaben über dem Schaufenster reflektiert.

Ein Dutzend bewaffneter Polizisten ist auf den Dächern um das Restaurant herum postiert. Scharfschützen. Ausgebildete Profis. Ein gut gezielter Schuss, und sie können alle nach Hause gehen. In der Zwischenzeit soll Piper verhandeln. Beratschlagen. Einen Deal machen.

Das ist sein Dilemma. Piper ist konservativ und glaubt an Recht und Gesetz, aber nicht an Anwälte und Richter oder an ein Justizsystem, das zu viele Schwachstellen hat; zu viele Lücken, durch die Kriminelle hindurchschlüpfen können.

Piper ist auch Realist und hat die Tatsache akzeptiert, dass seine Entscheidungen höchstwahrscheinlich unschuldigen Menschen bleibenden Schaden zufügen werden. Das liegt in der Natur von Polizeiarbeit. Ganz egal, wie viel man trainiert oder wie gut die Fähigkeiten oder wie modern die Waffen sind, manchmal ist die effektivste Waffe eine breite Axt.

Der Polizeipräsident hat eine Pressekonferenz einberufen. Er will, dass Piper neben ihm steht. Er wird seinem Commander zweifellos volles Vertrauen aussprechen und auf diese Weise sicherstellen, dass er jemanden hat, den er für den Schlamassel verantwortlich machen kann, falls die Operation schiefgehen sollte.



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